Abschied Werbung Nachdurst Farben kaufen Versunken Zunahme Die Rose
Sommerabend
Im Blumenladen
Frühling Transport
Enttäuschung Fortschritt Frühling 5:30 Meier am Fenster Des Ritters Lohn Ungeduld Alles unter 5 Euro Der Backtag Zeit Apothekentips Mein Tagebuch Literaten Die Volkspanzerweste

Abschied

Klar bin ich da regelmäßig drinne, Herr Oberpolißei. Zweimal die Woche. Man muß doch eine Regel­mäßigkeit im Leben haben. Nicht so chaotisch. Wird ihnen jeder Arzt bestätigen. Nur daß gestern plötzlich meine Freundin an meinem Hocker stand und Zoff machte. Dabei hatte ich da erst 4 und 4. Nee, halt - eine Saalrunde von Karle noch. Mußte ich mittrinken, obwohl ich ja lieber Korn...ja ok klar also weiter. Und bittschön sprechense nicht so laut.
 
Jedenfalls ist die dann bald wieder abge­hauen. Jetzt hat sich aber mal gezeigt, was Kumpels sind. Die nächsten Gedecke hab ich alle spendiert gekriegt! Und das für'n paar Minuten Geschrei! Sehnse - Freunde in der Not oder so. Obwohl mir nicht so ganz klar war, warum sie mich jetzt bedauerten.
 
Junge nee, hatte ich zu tun. Irgendwann bin ich dann aber doch lässig von meinem Hocker geglitten, weil ich nach Hause wollte. Ging auch ganz gut, obwohl ich ein paar Dinger mehr als sonst drin hatte. Die Fliesen krochen mir entgegen und zogen eine Tür hinter sich her. Die hab ich dann mühsam aufgemacht. Eine merkwürdige Konstruktion - die Klinke auf der Straßenseite ist in normaler Höhe, das weiß ich noch ganz genau. Aber gestern von drinne - kaum zu erreichen. Habs aber geschafft. Man will sich ja nicht vor seinem Hund blamieren. Draußen sagte der Fußabtreter "Hallo Fußabtreter" zu mir. Da war ich aber doch froh, daß auch Andere so schusslig sind wie ich. Aber meine eigene Stimme hat er perfekt nachgemacht, alle Achtung.
 
Am Weitergehen wurde ich allerdings gleich gehindert. Da stand ein Paar Damenschuhe im Weg. Ich konnte sie leider nicht wegschieben, waren schwerer als ich dachte. Und konnten auch reden.
"Du versoffener Kerl, Du, laß meine Beine in Ruhe! Die wirst Du nicht mehr anfassen geschweige denn und ich dumme Trine komm extra zurück, um zurückzukommen. Vielleicht hätte ich mich sogar entschuldigt dafür, daß ich Dir eine Szene vor all den anderen Suff­köppen und weggelaufen bin. Aber recht hatte ich, jawohl recht recht recht!"
Ha! Sehnse, hier, nur einmal hat mich so'n Pfennigabsatz --- haben wir eigentlich noch Pfennige? Jedenfalls hab ich gerade noch meine Hände in Sicherheit meine Reflexionen sind nämlich prima in Ordnung. So konnte ich wenig­stens meine Ohren schützen:
"Das sage ich Dir, Du wirst mich nie mehr wieder­sehen. Und wenn Du mich irgendwo wiedersiehst, rate ich Dir, daß Du mich nicht siehst. Sonst...!!!"
Die Schuhe waren plötzlich weg. Aber das alles hat mich ganz schön angestrengt. Da bin ich dann eingeschlafen. Passiert mir zu hause auch. Auf'm Sofa. Nur daß das Sofa dort vor meiner Kneipe kleiner und dreckiger war. Aber hätten sie ein bisken gewartet, hätten sie mich da nicht wegholen brauchen. Ich wache jeden morgen automatisch um halbsieben auf. Jawoll, schon seit Jahren. Ich bin ein ordentlicher Mensch...

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Eh Alter, hier wa?
Waaaau, die Möpse!
Zeich ma, zeich ma eh!
Hier wa? Ooch nich schlecht eh.
Gaiöl !
Tier wa? Matte, eh!
Würdick ooch abknicken, die Simme.
Die?
Nee die nich. Muttertier, wa.
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Ich bleibe stehen. Drehe den Kopf roboter­gleich in die Richtung dieser Geräusche mit Informations­fragmenten. Da muß etwas in der Mitte der halbrunden Geräusch­quelle sein. Etwas wahnsinnig Interessantes. Aber nur für Männer, statistisch gesehen. Die da um ETWAS herum stehen, Rücken rund, Kitteltasche an Kitteltasche, sind Männer. Na gut, der Weg ist das Ziel.
 
Mädels sind nur zwei zu sehn. Merkwürdig. Stehn auch weiter weg. So uninteressiert, daß es knistert. Die sagen natürlich nichts in Wort und Bild, als jetzt der Etagenchef um die Ecke biegt. Das wäre ja auch wie auf einen anderen Kanal zappen!
 
Wie der Mensch das bloß macht? Der kann in die Hände klatschen, als ob an der Rolltreppe das Gummigeländer beidseitig abspringt. Höchst wirksam! Die Rundrücken werden zu etwas geraderen Vorderansichten von clerasilbedürftigen Azubis.
 
"Also, meine Herren, nachdem Sie nun Ihren Bildungsstand geringfügig auf Kosten des Hauses erhöhen konnten, bitte ich, kosten­dämpfende Maßnahmen in Form von heftiger Arbeit einzu­leiten. Ein jeder auf der ihm an­gewiesenen Etage, wohlgemerkt! Die Schilder mit den leicht- bis nicht bekleideten Damen nehmen Sie mit - an Ihr gewiß ursprünglich ins Auge gefaßtes Ziel. Also - die Bikinidamen und alle mit dem Finger im Mund hier an "Brot und Kuchen", die Nackten oben zu Hosen­trägern, Haushalt­waren etcetera und so weiter entsprechend Verteiler. Hurtig hurtig.
Wie bitte? Nein, für Lutscher und anderen Kindersüßkram sind natürlich die Totenköpfe und Monster dahinten. Was lernen Sie eigentlich an Ihren Schulungstagen? Umsatzsteigerndes Zuordnen jedenfalls nicht. Also los jetzt, ich erwäge sonst, mich zu ärgern!"
 
Ich selbst erwäge spontan, öfter hierher zu kommen. Kaufhäuser sind eben heutigentags Erlebniswelten. War doch hübsch, die Show­einlage. Und ich will unbedingt dabeisein, wenn nacktes Fleisch nicht mehr zieht, pardon, umsatzsteigernd wirkt. Denn was kommt danach? Das will ich sehen, als Erster möglichst.

Nachdurst

Oh mann, watn Krach da draußen! Ich will noch schlafen! Gottverdammich!
Na, nun ist es sowieso vorbei. Wenn man erstmal Wut hat, daß man nicht mehr schlafen kann, dann kann man vor Wut nicht mehr - ach so, ist ja klar. Also hoch.
Aua aua aaaah ! Mein Kopf! Ach ja, die Party gestern...
Jetzt sitz ich erstmal. Und schon einen Rasen­mäher im Schädel. Soll ich wirklich aufstehen? Aber ich hab Durst. Von was hab ich...ja richtig. Also muß ich wohl raus aus dem Bette.
Junge nee! Der Rasenmäher will fort mit mir. Aber nicht dahin wo ich will. Bloß festhalten. Gleich hier an der Klinke am besten. Und schön an die Tür gelehnt. Das sollte erstmal ein bissel Ruhe ins System bringen.
Aber daß hier 'ne Tür ist...schon irgendwie seltsam. Da ist das Fenster. Gut so. Bitte bleib da. Da ist..ei wei, bloß den Kopf nicht so schnell drehen. Also da ist noch 'ne Tür, offen gerade. Na ok, die war, glaub ich, schon immer da. Oder? Jedenfalls ist hier jetzt noch 'ne Tür. Mein Gott was muß ich alles gesoffen haben. Kenne meine eigene Wohnung nicht mehr. Dreht sich aber auch alles. Und obwohl ich gerade stehe, steh ich schräg. Warum bloß? Schon irgendwie ulkig. Gehört aber wohl dazu. Muß vielleicht ein bissel abwarten.
Aber ich hab Durst! Ich muß in die Küche! Also los!
 
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"Herr Primsen! Herr Primsen! Aufwachen! Genug geschlafen! Na sehnse, geht doch. Ich muß nämlich den Tropf abmachen. Und zuviel schlafen dürfense in ihrer Situation jetzt sowieso nicht.
Was, wie? Ach Situation - na Sie haben eine Platzwunde auf der Stirn, eine leichte Gehirn­erschütterung und ein bissel Blutverlust durch die vielen Schnittwunden. Einen Schreibberuf haben Sie doch nicht, nein? Is nur wegen dem Finger.
Was, wie? Ach Schnittwunden - na von dem Glaseinsatz in der Tür, mit der Sie umgefallen sind. Schon seltsam, Sie haben sie doch auch ausge­hoben, damit Ihre Partygäste besser und so. Daß Sie beim Einhängen damit umfallen, also wissense. Na sehnse, Sie könn ja schon wieder ein bissel grinsen. Sind'n Stehaufmännchentyp, wa?
Was, wie? Ach noch ne Tür. Nee, natürlich nicht. Könnse ganz beruhigt sein. Wird doch wohl'n Weilchen dauern, bisse Ihre Gehirn­erschütterung los sind. Plappern ein Zeugs, na wissense. Is aber alles völlig normal. Wir kriegen Sie schon wieder hin, Herr Primsen.

Farben kaufen

"Nee, Herr Wachtmeister. Hab ich nich. Und wieso soll die Malerei hier anders aussehn als die anderen Pinseleien? Sehnse mal, ich kann ja zum Beispiel noch nich mal erkenn, ob das Kind da mit dem knallroten Anorak ein Junge oder ein Mädchen ist".
 
Das Äquivalent zu einem Wachtmeister schaut in die Blickrichtung des älteren Herrn und wieder zurück. Dann öffnet er den Mund - und macht ihn wieder zu. Sieht aus, als wenn er die Frage wieder in sich hineingesaugt hat. Jedenfalls stellt er sie jetzt an die Frau neben dem Nichterkenner. Dann tritt er einen halben Schritt zurück, weil er herumfuchtelndes Gemüse nicht mag. Schon gar kein Porree.
 
"Sehnse Herr Wachtmeister, ich sag immer zu mein Mann, siehste sag ich, Du hast die besseren Augen von uns beiden. Also den Haushalt müssense da jetzt mal rausnehm. Aber da könn die Männer ja alle nich über ihren Schatten schlurfen. Nee, brauchense jetzt nich protestieren, is ja nich böse gemeint. Was? Achja, das Zeugs an der Hauswand. Sehnse, weil ich nämlich nich so gut kucken kann, wie mein Robert, das ist er hier, damit sie da jetzt nich was Falsches auf ihrn Zettel...achso das Zeugs. Ja sehnse, ich kann ja nich mal sehn, was das Kind da überhaupt anhat".
 
Der Wachtmeister Genannte dankt in vorbildlicher Beherrschung und schaut noch einmal zum roten Hydranten. Dann sucht er sich ein Befragungs­objekt, was nach besserer Sehkraft aussieht.
 
"Siehste Robertchen, was ich immer sage, wir brauchen keine Tarnung. Wir brauchen nur das rausfallen lassen, was die Leute von uns erwarten".
 
"Da haste wahr, Lottchen, hätt ich nich gedacht. Na denn komm, der Grünling hat uns ein Stücke Zeit gekostet. Und so viel Zeit haben wir jetzt auch nich zu verschenken. Auch wennse unseren Rentnerclub dicht­gemacht haben".
 
"Na ehmt. Wenn die Kinderchen sich 'ne Ersatz­beschäftigung auf der Straße suchen können, denn könn wir das auch. Jawoll, ab nach McVerschleuder. Silber, Orange und zweimal blau brauchen wir".

Versunken

Ein abschätzender Blick kommt zuerst. Und ein prüfender Griff. Zwei-dreimal vor- und zurück­schieben. Nicht mehr im Moment. Ein Küßchen aufs Werkzeug. Dann ein Blick, in dem liegt : "Jetzt wirds ernst. Und Du bist nun erstmal unwichtig". Und dennoch erfüllt mich dieser Blick mit großer Freude. Denn da ist Liebe, da ist Vertrauen - und ein großer Anteil Schalkhaftigkeit. So ist die Bedeutung doch eine ganz andere, als Worte sagen könnten.
Noch ein ganz sanftes Kratzen mit den Finger­nägeln von ganz unten bis hoch zur Spitze. Auch nur einmal. Schon sitzt sie auf mir. Genauso flink verschwindet das Werkzeug dahin, wo es hingehört.
Ganz sanft streicht sie mir jetzt mit beiden Händen vom Hals an über die Brust zum Bauch. Das ist wie ein Winken zum Abschied, ich empfinde es so. Ich werd es ihr aber nie sagen. Oder weiß sie das?
Es ist ja auch nur ein Abschied der Art, wie eben mal kurz aus der Tür gehen. So daß es überhaupt nicht schmerzt. Im Gegenteil. Ich weiß ja, wohin sie gleich geht. Und daß sie wiederkommt, glücklich.
Meine Hände lege ich nun leicht auf ihre Hüften. Mehr nicht. Das hat freilich ein paar mal gebraucht, bis ich wußte, ich muß sie jetzt aus meinen Männerhänden lassen, ganz und gar. Auch aus den sonst gern gespürten flinken Fingern.
Den Kopf hält sie ganz nach unten jetzt. Schaut in sich hinein, lauscht in sich hinein. Vermute ich. Wissen kann ichs nicht. Wer kann das schon wissen, wer muß das auch wissen.
Nun hebt sie sich langsam. So weit, daß ich schon fürchte...aber sie hat ihn unter Kontrolle. Selbstverständlich. Und wieder abwärts. Ein wenig schneller. Wenn sie so weitermachen würde! Aber Beherrschung ist angesagt, nur das ist jetzt wichtig.
Und jetzt geht ihr Kopf nach oben. Die herrlichsten Brüste der Welt laden meine Hände ein, aber mittlerweile hab ich die unter Kontrolle. Wenns auch schwer fällt. Nach einigem gleichmäßigen Auf und Ab weiß sie irgendwie, daß sie damit aufhören muß. Sonst...
Jetzt schon, anders als beim letzten Mal, bewegt sie sich seitwärts und vor und zurück. So daß ich fürchte, daß er mir aus der Wurzel gerissen wird. Hols der Teufel, heut will sie's aber wissen! Schön, aber schmerzhaft. Alles, was schon nach außen drängte, zieht sich zurück, restlos.
Dennoch - es ist gut so. Es braucht nämlich lange, bis sich da wieder Druck aufbaut. Und so wird nichts passieren, was sie jetzt stören würde, so erhebend schön es auch sei. Alles zu seiner Zeit, das wissen wir beide in vertrauensvoller Zweiheit.
Kurz senkt sie den Kopf. Doch nicht so weit. Ein Blick streift mich. Sieht sie mich überhaupt? Nicht so wichtig. Nach hinten biegt sie sich jetzt. Und senkt sich, drückt sich ganz herab, soweit, bis ich glaube, mein ganzer Körper ist in ihr. Aber ist er das nicht schon?
Nur kleine Bewegungen jetzt, aber Vieles be­wirkend in ihr. Lauter wird ihr Atem, klangvolle, kleine spitze Schreie mischen sich hinein. Ihr Körper, gebogen, angespannt, hebt sich nun wieder. Doch nicht so weit. Eine Handbreit oder zwei. Und ich weiß, sie sucht ihr Pünktchen. Kleine Bewegungen nur, auf und ab, ein wenig auch mal seitlich.
Und wiederum bei mir der Wunsch, wie wohl bei jedem Mann, einmal nur das Alles auch so spüren zu können. Einmal nur, damit man's weiß, wie es ist. Das würde genügen. Man ist ja Mann und hat das Seine zu tun.
Zurück aus solchen Gedanken holt sie mich mit Schreien, nicht laut und doch das Uni­versum füllend. Und mich mit Stolz. Das ist ja klar. Warum auch nicht?
Wo sie das nur herholt. Soviel Resonanzraum ist doch garnicht dort hinter ihren hoch auf­gerichteten, von süßen Gipfeln gekrönten Hügeln? Aber ist das wichtig jetzt? Wo ich wieder meine Not habe, mich nicht einzu­krallen in ihren runden, harten Hintern, nicht mit ihren Brüsten Dinge zu tun, die vielleicht schmerzen! So aber wird sie zumindest auf dem Oberschenkeln blaue Flecke haben. Und mir im Spaße später zeigen, daß ich ja doch verdammt weit vorgedrungen war, nach innen, wohin ich nicht sollte zu der Zeit.
Doch jetzt - gibt es schon Namen für die Bewe­gungen, die sie ausführt? Alles wird an Festigkeit abverlangt dem, der hoffentlich solid befestigt ist.
Und dann hebt sie ab.
So schön daß man weinen möchte vor Freude.
 
Schnell den Kopf zur Seite legen heißt es jetzt. Ich weiß doch, nachdem wir einmal fast zusammen­gestoßen wären: Sie will sich fallenlassen jetzt und ganz und gar. Und so tut sie denn. Oh, dieser wunderbare Körper, jetzt ist er wieder bei mir im Sinn des Wortes. Und ich genieße es und sie genießt es ebenso wie vorher die kleine Entfernung.
Ich streichle ihren Rücken, sie braucht das jetzt. Ganz langsam, vom Hals bis zu...ja und hier darf ich nun auch schon mal zwicken und hart anfassen. Aber schnell wieder nach oben, es ist noch zu streicheln. Nach angemessen langer Zeit drück ich sie dann heftig. Es tut ihr weh, aber das brauch ich nun.
Ich drück ja auch nicht lange und so richtet sie sich auf und sieht mich an. Oh, dieser Blick! Er ist alles, alles Wert an Beherrschung, die eine Weile notwendig war.
Und dann küßt sie mich wild und herzhaft und schmerzhaft. Das tut mir weh, meine Lippen sind da etwas zu empfindlich. Egal...
Danach hopst sie herunter von mir und läutet die Phase der Albernheit ein. Läutet? Ja läutet. Das macht doch allen Frauen Spaß, den da unten jetzt in dem Zustand zu sehen - nein - vorzuführen. Na ja, ist schon in Ordnung, mein süßes Teufelsweib.

Zunahme

Klar, Zunahme ist ein schönes Wort. Gehört zu den Positivworten. Heutzutage gibt es hochbezahlte Werbeleute, die Ihren Tag damit verbringen, unsere paar trotz Schulsystem und Medien übriggebliebenen Worte in Positiv- und Negativworte zu trennen. Richtig oder falsch einsortierte Worte können Geld erzeugen oder vernichten ! Das sollte jetzt allerdings nicht die Assoziation zum Mülltrennen wecken !
Obwohl, wenn ich einige Kommentare in verschiedenen Sohschel Netwörx lese...
Der Wert mancher dieser Texte besteht ja im Nachweis, daß man in 2  Zeilen 7 Fehler unterbringen kann.
Hat in den letzten Jahren stark zugenommen, diese Fähigkeit. Es scheint auch, daß die Fehleranzahl direkt proportional zur Anzahl der Pubertätspickel ist. Kriegt man mit der nächsten Rechtschreibreform aber sicher wieder hin. Man braucht ja nur die Fehler als richtig erklären und umgekehrt.
Eine vorbereitende Maßnahme dafür ist das Bestreben der Politik, das als zu hoch eingeschätzte Bildungsniveau an deutschen Schulen drastisch abzusenken. Naja, da kann wenigstens kein Nachwuchspolitiker wegen Überqualifizierung abgelehnt werden. Und das notwendige Schubsen und Beschimpfen kann er sich bei Fußballern abschaun.
Ach gottchen, bin vom Thema abgeschwoffen. Nun aber zurück zum Positivwort Zunahme und einem Beispiel, wie es durch die Kombination mit einem anderen Positivwort zu einem Negativwort werden kann.
Ich sage nur - Gewichtszunahme.
Es hilft unsereinem ja nix, wenn man es macht, wie die Post oder andere Dienstleister oder Firmen, die eine Preiserhöhung einfach in Preisanpassung umbenennen. Hallo, Post, ihr seid zu früh dran !!! Bis zur völligen Verblödung brauchen wir noch ein paar Jahre!!
Was mich betrifft - es ist halt so , daß einem selbst eine fröhliche Namensänderung kein einziges Pfund schmelzen läßt. Ich sage natürlich auch schmelzen, weil es trendy ist. Somit ein Doppelpositivwort!
Man muß also selbst was dagegen tun. Dagegen ist zwar ein Negativwort, was aber durch die Arbeitsperipherie zum Positivwort gewandelt werden kann. Wie zum Beispiel Brandsätze irgendwo dagegen werfen. Wenns die Antifa macht, wird das als Aktion bezeichnet und ist positiv.
Achso ja - Zunahme und selbst was dagegen tun...
Also... zum Nachmittagskaffee schneide ich zum Beispiel eine Scheibe vom Kuchen ab, die so dünn ist, daß die Rosinen darin wie hübsche kleine rosa Butzenscheiben wirken. Da schaue ich dann durch und sage "Draußen scheint die Sonne". Das freut mein Gewissen. Oder um noch ein Trendwort zu gebrauchen - es werden Glückshormone ausgeschüttet. Ok da muß man jetzt nicht so mit der optischen Phantasie rangehn.
Jedenfalls kann ich mir wegen dem so beruhigten Gewissen jetzt noch eine Scheibe vom Kuchen abschneiden. Da schaue ich dann durch und nenne sie "Finstere Nacht bei Neumond". Ehrlichkeit ist nämlich auch ein wichtiger Faktor im Kampf gegen Gewichtszunahme! Deshalb mache ich mir das Wiegen auch nicht so einfach, wie oft in Bildern gezeigt. Nee bloß draufstellen und dumm gucken is nich. Ich lege mich auf den Rücken und die Waage auf die hochgereckten Füße. Dann lege ich auf die Waage noch ein Paket Nudeln drauf und kann das so als Sport bezeichnen !!! Würde eine Frau nicht verstehen, diesen Mentalmechanismus. Deshalb lache ich mir ja auch keine mehr an. Da würde nur dieser gewisse Blick von schräg oben kommen, kombiniert mit einem gedehnten "Jaaa, jaaa". Dabei weiß doch jeder Mann - fett ist man erst, wenn man nicht mehr ohne Spiegel den ausgefahrenen aber ich bin jetzt zu faul, das genauer zu erklären.

Die Rose

"Mein Mädchen, Du gleichst einer Rose!". Wohl tausend Gedichte fangen so an oder ähnlich. Freilich ist nichts einzuwenden dagegen. Aber da ist dann von Ach und Weh zu lesen ob der Stacheln, derer man sich aussetzt beim Nehmen der Blüte, die man begehrt. Und wie tapfer man doch sei, dennoch zuzugreifen, die Schmerzen ertragend, weil das Ziel ja tausendfach lohnend ist.
 
Weniger oft, aber immerhin ab und zu ist zu lesen, daß man gleichermaßen der Blüte weh tut, der Begehrten. Auch dann wird nicht allzu tiefschürfend betrachtet, was doch ein unwiderrufliches Ereignis ist. Wie üblich setzt man voraus, daß ja auch die Blüte stolz und erfreut sein könne, die Fähigkeit zu haben, in hohem Maße zum Wohlbefinden des Tapferen beizutragen. Und im Innern des Lesers entsteht ohnehin das Bild eines mehr oder weniger geschmackvollen Gefäßes mit Wasser, das der Blüte zusteht und von ihr aber auch mit Dankbarkeit angenommen werden müsse. Hinweg alle Gedanken an Vergänglichkeit.
 
Was aber, wenn die Rose gereift ist im Innern des Strauches? Halbmetertief womöglich? Und der Begehrliche intelligent genug wäre, seine Hand zu schützen mit einschlägigen, wirksamen Mitteln? Da steht er nun, der doch von unermeßlicher Sehnsucht erfüllt ist. Weiß er doch, daß gerade diese Blüte, gereift und voller Lebenskraft, ein unendliches Maß von Glück für ihn bedeuten würde. Weiß gleichermaßen, daß eine Rose nicht verletzt werden kann von ihren eigenen Stacheln, wohl aber von den hunderten und tausenden, die sie umgeben. An denen vorbei er sie nicht leiten kann, ohne daß es trotz größten Geschickes zu Beschädigungen ohne Zahl und Maß führen würde. Nicht an seiner Hand, wie schon erwähnt, doch an dem Objekt seiner Liebe, was er bei sich haben möchte, sein Herz zu erfreuen.
 
Wer kann ermessen den Zwiespalt, dem er ausgesetzt ist! Und ist wohl zu verstehen, daß er dem Schicksal flucht, das ihm Begehrenswertes zeigt und in gleichem Maße den Schaden erkennen läßt, den er anrichten könnte. Ist aber dennoch ein wenig unzerstörbaren Glückes dabei, etwas Wunderbares entdeckt zu haben.
 
Da steht er nun, der arme Narr, dem es das Herz zerreißt und fast auch den Verstand, dem zu Vernunft verpflichteten. Und wird wohl noch so stehenbleiben müssen eine Weile oder eine Unendlichkeit.

Sommerabend

Blankgefegt vom Wind der Autos sind die Straßen, wo nicht, ist zerfahren und zerbröckelt, was da lag - unkenntlich sein Ursprung. Doch hier am Ende einer stillen Seitenstraße - Staub. So locker, so fein, daß Insektenfüße sich eindrücken konnten zu cryptischen Mustern. Das, was wir uns wünschten im Winter und was uns jetzt schon langsam zuviel wurde - warmes, trockenes Wetter - hat ihn entstehen lassen. Und die Stille hier. Bäume, die die Zunge heraushängen lassen würden, wären sie Hunde, geben uns Schatten mit letzter Kraft. Der Herbst, der noch Sommer ist, kann hier reifen in Ruhe. Zu seinen Acessoires gehört der Staub und - erste Blätter, die darauf fallen.
Und diese Kombination ist es, die an die Oberfläche holt, was ich noch eine Weile in mir verschließen wollte - die Erkenntnis, der Sommer ist vorbei. Ich muß es akzeptieren: Der Sommer...ist...vorbei. Und nun auch der Tag. So fällt noch ein Strahl der tiefstehenden Sonne auf ein Blatt und gibt ihm ab von seiner Farbe Abendrot. Soll ich's nehmen als Trost für die zuende gehende Zeit?

Im Blumenladen

Kommt ein Mann in den Blumenladen und sucht da so'n bissel hilflos herum. Dann sieht er ein Schild "Laßt Blumen sprechen". Also geht er weiter durch zum Tresen und fragt die Verkäuferin.
"Ja also äh ich möchte äh..."
Die Verkäuferin ist vom Typ 'so breit wie hoch' und hat die Stimme einer Kettensäge mit Zahnschmerzen.
"Ja und?"
"Ja also äh die Blumen sollen meiner Freundin sagen, daß ich mit ihr in den Wald und so und spazierengehen..."
"Klar, und?"
"Und dann sollen sie noch sagen, daß ich mit ihr an einem ruhigen schönen Plätzchen..."
"Ja - weiter!"
"Und daß ich sie da küssen möchte..."
"Allet klah. Weeß wat se wolln... Kennt Ihre Freundin die Blumensprache?"
"Ja ja, das weiß ich genau"
"Ok, wartense..."
Die Quadratische dreht sich um, bückt sich und kramt 'ne Weile in einem alten Blecheimer herum. Der Mann schaut krampfhaft zur Decke und hofft, daß er den Anblick bald wieder aus dem Kopf kriegt. Dann kommt sie wieder hoch und gibt dem Mann einen grünlichen unansehnlichen Stengel.
Der fragt natürlich äußerst ungläubig "äh...wie jetzt?...das soll..."
"Na klar. Gehmse das Ihrer Freundin, denn weeße Bescheid. Det Zeuch vertreibt die Ameisen!"

Frühling

Freilich, da kann der Winter durchaus noch dies und jenes versuchen in den nächsten Wochen. Spielchen mit körnigem Regen und dergleichen, Schnee womöglich sogar. Doch hinnehmen muß er seine Verbannung und vor Wut darüber könnte er uns Reste kosten lassen aus seinem Portefeulle der kalten Schönheit.
Ein bissel ärgern wird uns das, doch ist der ärger schon durchmischt mit Lachen. Denn da ist schon der Geruch in der Luft, der gewisse. Nach Blumen in der Tiefe des Waldes, die noch nicht sind. Und nach Blumen an Stellen, wo man sie erwarten konnte und jetzt sieht, da man ihnen den Boden und die Saat bereitete. Und nach Erde, die man förmlich sagen hört "Jetzt aber, jetzt hurtig voran !!!"
Leute gibt es, die bedauern, und man muß das akzeptieren, daß der Winter wieder nicht so war, wie ihn der große Fjaestad gemalt hat in vielen Bildern. Und Leute gibt es, die wie ich, nur warteten. Auf das was jetzt geschieht - Frühling.

Transport

Dacca vor der Regenzeit. Das richtige für Frostbeulen wie ich. Endlich mal ausgiebig und mit Grund auf Hitze fluchen! Schön! Tagsüber hieß es Antennenmasten aufstellen, so heiß wie eine auf Stufe 3 vergessene Bratpfanne. Jetzt aber - Feierabend. Da sitz ich auf meinem Stühlchen und schau allem zu, was sich um mich herum bewegt. Ich - bewege mich nicht. Die Temperatur ist etwas gefallen, von 44 auf 40 Grad. Super!

Herr Minze kommt um die Ecke. Streicht einen halben Meter an meinem Sitz vorbei. Somit weiß ich jetzt, daß ich als verachtenswert kraftlose Person eingestuft wurde. Ja danke, Herr Minze, sehr liebenswürdig! Aber, nun ja, seine Einschätzung stimmt eigentlich. Trotzdem - ein Prachtkater ist das und kein Schmusetier. Nicht mal die duftfreie Pappnachbildung einer Hand würde an ihn herankommen.
Mein Blick folgt ihm ein paar Meter. Bis zu einem schwarzen Strich quer über dem Plattenweg. Waren sicher die Kinder. Ich drehe den Kopf wieder in eine energiesparende Richtung. Aber da war doch was! Ist das ärgerlich, ich muß den Kopf wieder zurückdrehen. Blöde Neugier!
Da bewegt sich was auf dem Strich. Langsam, aber gleichmäßig. Hat sich also der Trick mit dem Portemonaie am Bindfaden bis hierher eingeschlichen. Andererseits, ziemlich klein das Ding. Zu klein für 'nen Taschentresor. Aber bewegt sich, zum Teufel!
Ein Techniker hat interessiert zu sein in solchen Fällen, versuche ich mir einzureden. Nach ein paar Minuten habe ich Erfolg damit und erhebe mich. Für Stolz auf mich habe ich keine Kraft. Ich muß zu meinem Forschungsobjekt.

Allewetter! Die kleinen Biester! Man weiß es natürlich, sie sind kräftig. Aber sowas aus nächster Nähe sehn, ist was Anderes. Da schleppen tausende winzige schwarze Ameisen jede Menge Zeugs wohin auch immer. Und ca. dreißig davon transportieren eine Kakerlake. Von den Ameisen ist keine größer als vier Millimeter. Die Kakerlake ist ca. fünf Zentimeter groß. Nur der Körper, die Fühler bringen nochmal das Maß. Lecker!

Da hocke ich nun und schau mir das an. Warum eigentlich mache ich sowas nicht auch zuhause? Hach, was für herrliche Moralbetrachtungen könnte man jetzt daraus ableiten. Aber ich bin zu faul und gehe wieder zu meinem Stühlchen.

Enttäuschung

Wir waren ein gutes Team. Jahrelang, nein - jahrzehntelang. Früher hieß das allerdings noch nicht Team. Aber trotz des Fehlens einer modernen Bezeichnung klappte unsere Zusammenarbeit meist ganz gut. Schon im Kindesalter machten wir wichtige Dinge immer gemeinsam. Unsere Beziehung war ohnehin viel enger als die jeder denkbaren Gruppierung.
Klar, es kam immer wieder mal zu Unstimmig keiten. Manchmal verfluchte ich sie, wenn sie sich in Vorgänge einbrachte, die sie nichts angingen. Oder wenn sie etwas bemerkte, das sie besser nicht hätte registrieren sollen. Immerhin, sie war lernfähig. Im Gegenzug wäre es oft klüger von mir gewesen, auf ihren Erfahrungsschatz zurück­zugreifen. Zum Beispiel auf Hinweise wie "Ja doch, die Wiese ist schön. Geh trotzdem nicht hin." Oder "Markier nicht den Supermann. Du verträgst dieses Wetter nicht. Zieh dich entsprechend an."
Im Allgemeinen jedoch waren wir...aber das sagte ich ja schon. Und daß sie die Sensiblere von uns beiden war, hatte oft Vorteile. Sofern es um ihre speziellen Fähigkeiten ging. Für Anderes war sie ohnehin fast nicht zu gebrauchen. Daß sie mitunter Unterstützung bot in anderen Bereichen, war mir nur recht. Letztlich profitierte ich ja davon. Infor­mation und Durchblick ist immer gut.
Deshalb verstehe ich auch nicht, daß sie diesmal so sehr übertreibt. Nicht nur, daß sie keine ihrer Aufgaben wahrnimmt, nein - sie will anscheinend sogar weglaufen! Nie hätte ich das von meiner Nase erwartet!

Fortschritt
 


Dunkelstrahlen, gefangen in spinnwebver­hangenen glühlampen, die sich ihres namens schämen. Keine chance zur wandlung in licht.
 
Stählerne sinnlosigkeiten, große und riesige, monstern gleich, auch kleine, fast filigrane. Und waren doch einmal fast lebewesen.
 
Gefrorene bewegungen, nicht den namen ver­dienend, der an wege erinnert, an vorwärts­kommen. Festgehalten auf ewig in einer symphonie aus rost.
 
Kompakte kunstwerke aus eisen und kupfer, kraftlos herausgeflossen die kraft. Tote schönheiten, zu tränen rührend den kundigen.
 
Stücke aus material, unkenntlich fast schon durch bloße abwesenheit von händen. Sollten einmal werkstücke werden, zu ehren das werk.
 
Herumliegende gebilde, die den mensch zum menschen machen, so sagt man. Ihm zur schande gereichend durch nichtgebrauch.
 
Leben nur noch in staubigen ecken und faust­großen löchern. Geräusche nur noch durch abwesenheit von glas.

Schritte nur noch die meinen.

Frühling um halbsechs

Nun ja , wir haben es ja so gewollt. "Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte...". Das wär ja ok, ein blaues Band raschelt vielleicht ein bissel beim Flattern. Vögel eher nicht. Die behaupten dreist und vor allem laut, es wäre jetzt Frühling. Früh um halbsechs. Bei 12 Grad. Ja ok, und strammer Sonne. Deshalb sind es jetzt, Mittags, stolze 16 Grad. Na toll.
 
Und früh um halbsechs - ich habs ganz deutlich gehört - bestand die Hälfte des Geflötes auch aus Gelächter. Konnt ich mir erst nicht erklären. Aber da ist mir jetzt dieser alte Spruch wieder eingefallen: "Der frühe Vogel sieht den Wurm im Nachthemd" oder so ähnlich. Ja ja, ich weiß, da muß man doch Verständnis haben. Und man sollte sich halt die Decke über die Ohren ziehn. Auch so ein doofer Spruch. Funktioniert nur auf dem Papier. Dabei haben Wissen­schaftler festgestellt, daß jede Form von Schall­dämmung wirkungslos wird durch das bloße Wissen um die Lärmquelle. Wenn z.B. nachts in der Wohnung nebenan das junge Pärchen...
 
Achso, ja, Lärm. Zum Beispiel beim Zahnarzt. Ich weiß, daß der neue Bohrer meines Zahnarztes mit Ultra­schallatomen angetrieben wird. Gegen Schmerz­entfaltung. Sind aber halt ziemlich klein, die Atömchen. Kommt der Schmerz trotzdem manchmal durch. Vermutlich, weil ich weiß, daß er da sein müßte. So ist das eben. Auch früh um halbsechs zeigt sich - die ganze Wissenschaft nützt nix. Besser wäre, die Würmer blieben in ihren Löchern. Bewirkt den halben Lärmpegel. Den Rest übertönt laute Musik aus dem Radiowecker. Um dreiviertelsechs.

Herr Meier am Fenster

Ich mag Katzen.
Auch wenn die dort jetzt Raubtier spielt und nach den Amseln giert, die todesmutig um sie herum­hüpfen. Obwohl -Todesmut ist Quatsch. Hunger haben sie. Mut und Hunger sind eh Geschwister. Oh Mann, wenn ich mir vorstelle, ich müßte jetzt in diesem halbgefrorenen Pückler­eismatsch rumhämmern.
Ich mag den Winter nicht.
Dauernd reden sie von globaler Erwärmung. Nun mal los! Hier auch bitte! Oder liegt meine Schlaf­metropole nicht auf dem Globus? Wenn nein warum nicht. Zustände...
Die Katze sitzt immer noch da.
Spielt Porzellanfigur. An der Grenze meiner mühsam mit Dioptrien zusammengehaltenen Sehschärfe erkenne ich aber ein gelegent­liches Wackeln der Ohren. Beneidenswert.
Mir genügt das nicht, um mich warmzuhalten, wenn ich an der Haltestelle stehe. Liegt vielleicht auch daran, daß ich nicht mit den Ohren wackeln kann. Hab ich mich nun erfolgreich vom Anima­lischen gelöst? Bin ich damit schon ein Mensch? Wahrscheinlich. Könnte mir Schildchen anheften mit "zu viel gelesen zu wenig kapiert korrekt chaotisch". Ginge bei der Katze nicht. Wär auch schad um die Katzenfelloptik. Hübsches Tier. Aber auch wenn eine Katze nicht hübsch ist, so ist sie’s nur wegen ungünstiger Umstände. Temporär gewissermaßen. Außen.
Ich mag Katzen.
Ist mir egal, ob Katzen eigentlich uns beherr­schen oder nicht. Sollen sich doch tausend Wissen­schaftler weltweit damit beschäftigen. Oder mit anderen irre wichtigen Dingen. Recht so. Man muß dankbar sein, daß nicht schon alle Eierköppe der Welt so schlimme Sachen basteln, daß wir bald alle hungern und frieren. Selbst Katzen. Obwohl - Radiowinter zum Beispiel klingt garnicht so schlimm. Aber ist halt Winter.
Wo ich doch den Winter nicht mag.
Katzen sind ja zähe Ludersch. Hab auch noch nie eine vor Kälte zittern sehen. Hunde ja schon. Besonders die kleinen spinnenartigen, deren Größe umgekehrt proportional zu der Breite Ihres Frauchens ist. Frauchen - das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Oder nee, lieber nicht. Soviel Sherry zum Nachspülen gibt's garnicht.
Ja, der Herr Weinbaum. Seine Hunde- und Katzeninsel - man müßte das mal wieder lesen. Andererseits - dieser tiefgekühlte Trübsinn da draußen macht faul. Und neidisch auf Katzen. Die dürfen eigentlich immer faul sein. Und sind im faul Daliegen noch attraktiv. Ehemännern werden in dem Fall von ihrer Guten Hälfte nicht solche Nettigkeiten gesagt. Nicht mal eine Anerkennung, daß er ja dann auch keine schädlichen Verän­derungen am status quo des Weltalls vornimmt - nichts dergleichen.
Ich mag Katzen.
Seltsam - diese ganz besondere Wirkung auf viele Menschen. Natürliche Anmut? Aber was ist das eigentlich? Und dann diese prima beruhigende Wirkung. Sonst regt unsereinen doch alles auf, was nicht so läuft, wie wir wollen. Eine Katze - beruhigt. Und so richtig lange übelnehmen kann man ihr auch nichts. Auch wenn sie gerade dann Achten um die Füße läuft, wenn man einen heißen Topf in der Hand hat. Stöckchen holt sie auch nicht. Muß sie auch nicht. Hauptsache, sie ist da, hin und wieder. Hat ja auch draußen zu tun. Wie jetzt gerade. Vielleicht will sie ja auch die Piepmätze beruhigen. Wo sie’s doch kann.
Mein Gott, bin ich müde.....

Des Ritters Lohn

Nun saßen sie da am Ufer des Sees, den Sonnen­untergang zu betrachten. Auf einer Bank, versteht sich, denn ein wenig kühl sollte es werden an diesem Abend. So hatte er denn auch fürsorglich seine Jacke drapiert über der Lehne. Und seinen Arm auf der Lehne, umfassend ihre Schultern, doch ohne sie zu berühren. So lange kannte man sich ja noch nicht, daß er sich mehr getraute. Und wohl tat er daran, denn ihre Gedanken waren freilich: "Wenn er es nur wagt, die Hand noch um eines Fingers Breite weiter zu schieben, so schlag ich ihm drauf mit Verve!".
So saßen sie denn in Betrachtung versunken eines Vorgangs, der schon Generationen entzückte und noch entzücken mag, bis man es uns dereinst abgewöhnt haben wird. Wohl eine halbe Stunde lang oder ein wenig mehr. Und stolz auf seine Ritterlichkeit und Beherrschung wuchs in ihm. In Ihr jedoch wuchs der Gedanke "Nein, daß er mich wirklich liebt, ist wohl nicht anzunehmen. Denn es überkommt ihn ja nicht!"

Ungeduld

"Oh mann, in diesem runden Gehäuse hier kriegt man ja wirklich mal 'nen Triesel. Wird Zeit, daß wir rauskommen."
"Da hast Du recht"."Wohl wahr"."Besser gestern als gleich". Zustimmendes Gemurmel ringsumher.
"Habt ihr schon Pläne gemacht für draußen?"
Solide Typen versuchten die Ungeduld in ruhiges Fahrwasser zu bringen:
"Na, ich denke jeder sollte wohl die Aufgabe kennen - schön gleichmäßig ausschwärmen und versuchen, das Nötige zu tun!".
Ein Stimmchen aus dem Hintergrund störte jedoch ein wenig:
"Ich werde seine Frau in der Nase kitzeln!"
"In der Nase! Ogottogott! Meinst Du wirklich, daß ihre Nase der richtige Ort für dich ist?" Diverse anzügliche und verächtliche Kommen­tare verschmolzen zu einem langgezogenen "Ööööö".
Der Übereifrige verschob sich mit langsamen Wellenbewegungen in den roten Bereich.
Einige etwas schwächer Gebaute wurden nachdenklich. Sie konnten sich schon jetzt denken, daß sie nach einigen Zickzack­bewegungen einfach verschluckt sein würden.
Eine kleine Gruppe sehr stark Aussehender schmiedete Pläne, Tips wurden ausgetauscht. Auf die Fragen Unentschlossener gab es nur vage Antworten wie:
"Wir werden versuchen, notfalls in Umwegen, das Richtige zu tun"
In die wieder aufkommende Unruhe hinein ertönten Rufe aus dem Inneren:
"He, Leute, es geht los. Hier hat sich drastisch die Spannung erhöht!"
Nun gab es kein Halten mehr!
Herr Mirbelhuber hatte endlich die defekte Sicherung ausgetauscht. Die in der Glühlampe gefangenen Lichtstrahlen drängten blitzartig nach draußen.

Alles unter 5 Euro
( Monolog einer Weihnachtseinkäuferin )

Na, bitte. Bis jetzt lief doch alles prächtig. Immer in der vordersten Reihe gewesen. Jederzeit bereit für einen Ausfallschritt, wenn von hinten geschubst wurde. Gut soweit. Jetzt stehe ich jedenfalls hier vor der Glaskiste und muß mich konzentrieren.
Also... wo ist jetzt diese Schachtel mit den Lämpchen drauf. Beatrix hatte sie mir genau beschrieben. Sie hatte ja eine erwischt. Sonst wär es mit der Beschreibung Essig gewesen. Meine Freundin eben. Weiß genau, was sie gedacht hat. "Ätsch" und "Wühl mal schön" und andere Lieblichkeiten.
Verdammt, ich muß aufpassen. Da drüben hab ich eben zwischen dem anderen Zeugs eine gesehen. Wenn das jetzt die Letzte ist und wenn - ich glaub ich schreie. Ich muß da rüber. Ich muß da rüber! Wie krieg ich bloß die Dicke da weg. Scheint gottseidank was Anderes zu suchen.
Aber...kein Risiko. Ich werd mal diese Schrottschachtel hier...so...und jetzt die Hand drauf und verstohlen geguckt. Jetzt ein bisschen unter die Anderen drücken. Ha, jetzt hat sie's gesehen. Sie fängt schon an zu schieben. Hä hä, soll mal ruhig ein Loch reißen. Gut für mich. Ein Glückstag heute. Nein, bleib ruhig, Britta. Nicht leichtsinnig... Zack, das hat geklappt.
Die Spillrige hat sich natürlich dazwischen geschoben. Hatte ich fast erwartet. Die ist aber auch so dürre, daß sie von alleine brennt. Könnte die Dicke noch ein bisschen Fett dazu....
Aufpassen, Britta, aufpassen !
Na warte, Dürrbein, für Dich hab ich was! Hab mir nämlich einen neuen Trick ausgedacht. Gewissermaßen rechtzeitig zur Saison, hä hä. Ich brauch noch'n Kerl dazu. Werd kaum allzulange warten müssen. Wo 5 Euro dransteht, gucken die auch. Und wenns bei Unterwäsche ist. Oder bei.......
Na los, komm, Freundchen. Jawoll. Gut so. Ich liebe zielstrebige Männer!
So, jetzt...jetzt.
"Sie, schämen sie sich nicht, sie Flegel - Pfui!!!"
Stop, Britta, genug, das reicht. Bloß nicht überziehn jetzt. Der Geschäftsführer soll mal bleiben wo er ist und mit seiner Tippse weiter am Schreibtisch wackeln. Na, das hat doch prima geklappt. Das Streichholz guckt zwar wie angeschossen, aber sagen kann sie nix, in Klammern gar nix. Hab sie ja nicht geschubst. Aber vor solch Grabschern zuckt man halt ein Stück zurück, das werden sie doch verstehn, Teuerste?
Was für rote Ohren der Kerl jetzt...
Aufpassen Britta, aufpassen.
Genau noch einen halben Meter daneben. Gut, aber noch zu riskant. Ranreichen würd ich ja gerade so. Aber wenn mir die Schachtel aus den Fingern rutscht... Dann ist sie im Rampenlicht, gewissermaßen. Womöglich krallt sie dann einer von diesen Gierschlunden hier. Na ja, für die paar Zentimeter reicht der Einmal­halbumdrehtrick.
So, na siehste.
Mensch Britta, bleib ruhig jetzt. Hände abwischen nicht vergessen. Schnell. Halt, Tasche auf die andere Seite! So....schwupp. Ich kanns nicht glauben ! Ich hab sie !!! Schnell dahinten in die Ecke, Erleichterungs­tränen braucht keiner sehn. Nicht wie voriges Jahr, wo ich diesen hilfreichen Typen nicht mehr los wurde.
 
So, nun aber schön ruhig nach Hause. Günter ist dann noch nicht da. Kann ich sogar noch 'ne Kerze anmachen. Da guckt er wenigstens nicht so mit diesem scheidungsträchtigen Blick. Ist ja nicht da. Dann werd ich vorsichtig auspacken und das Dingelchen daneben stellen. Inzwischen wird der Tee kalauern. Und dann kommt der große Moment. Ein paarmal am Rädchen... und das Uhrwerk wird schnurren:
 
"In der schönen Weihnachtszeit
macht jedermann dem Andern Freud
und gibt von seinem großen Glück
dem Andern gerne ab ein Stück."

Der Backtag
Eine Begebenheit, die beinah arg ausgegangen wär

"HA!" rief der Bäcker, "eine SF-Story muß gebacken werden, gleich nun und auf der Stelle". Und ohn Verzug begab er sich in seine Storyküche, stürmischen Schrittes, geringschätzend das Flimmern verdrängter Luft, und band sich um geschwind das Schürzlein mit der Aufschrift: "THE GREATEST STORYMAKER".

Hatte gehört und sehr wohl behalten den Hinweis älterer Damen, daß ein Kuchen am besten gelänge, so man nicht wägt die Zutaten in akribischer Weise. Vielmehr sei es angeraten, zu greifen hierhin und dorthin, gefühlvoll, dennoch beherzt, in die reichlich vorhandenen Vorräte an leckerem Lesestoff, festgehalten in vielen Werken. Die freilich auch Vielen bekannt, was ihn jedoch in unbedeutendem Maße nur inkommodierte.

Griff sich also Brauchbares wie die "degenerierende Erde und aufstrebende Kolonien", ein "Schiffsgehirn" und noch so Etliches. Überwand auch mannhaft in Ansätzen vorhandene Besorgnis, zu greifen in den Behälter mit Kindern leiblicher Eltern, hübsch unbeliebt in den Tagen der Zukunft. Und freilich auch in den mit Herzögen, Prinzessinnen etc., fest daran glaubend, daß nicht alles, was von Anderen geliefert, gleich als solches erkennbar sei.

Hat es dann fein zusammengerührt und mit Hingabe, der Bäcker, darauf vertrauend, daß Zusammenhalt entsteht durch reichliche Verwendung von vorgefertigten, oft bewährten, somit wohl hinreichend sicher funktionierenden Satzteilen. War sicher, daß durch heftiges Rühren der Ursprung nicht mehr zu erkennen sei, mehr noch, daß eine gewisse Brillianz entstehen könnte, geeignet ihn herauszuheben aus der Masse.
Ist dann aber doch Verblüffung in sein Gesicht gekrochen, aufwärts, hohnsprechend den Gesetzen der Schwerkraft. Hat nämlich das Gefühl gehabt, das sichere, daß etwas fehlt. Das durchaus dazu führen könnte, daß Genießern des Werkchens Bemerkungen wie "Jaaaa, schooon, aaaber..." aus den Zahnlücken perlen könnten. Nicht eben rühmlich und nicht genug, auszutarieren das Gewicht des reichlich vergossenen Schweißes. Konnt es aber nicht gleich benennen, das Gefühl.

Hat sich derhalben, aufkommende Unruhe flugs unterdrückend, erst einmal vor das Ruhigstellungsgerät gesetzt. Ist dann aber ob der Anstrengung eingeschlafen, zusätzlich ermüdet durch eine Werbung für Hosenträger, bestehend zu neun Zehnteilen aus einem weiblichen Wesen, welches sich dümmlich blickend und brünftig stöhnend die Lippen leckt. Ist bei Kurzem wieder aufgewacht durch ein Klatschen, verursacht durch einen sicherlich unbedingt notwendigen Schlag, ausgeteilt an ein Wesen, welches sich in unverständlicher Weise für Süßwaren interessiert und damit selbstverständlich schlagenswert ist.

UND HAT ES PLÖTZLICH GEWUSST !!! "Will ich etwas unter die Leut bringen, darf ich doch heutigentags nicht vergessen Sex und Gewalt!" Hat also, erfüllt von Erleichterung, schnell von jedem eine Handvoll genommen und, aufkommenden Übermuts nicht achtend, rückwärts über die Schulter in den Trog geworfen. Und wo es aufkam, war es ihm eins und genehm so. Rief dann wieder "HA!", der Fleißige, triumphierend diesmal, und buk, was im Trog, zur Story. Hat freilich eine kleine Idee zerbacken, die des Hervorschmeckens wert gewesen wäre. Hat es aber in Kauf genommen, wollte doch gar so sehr dem Publikum gefallen.

Zeit

Angenehmes Schweben.
Und Zeit.

Selten, ganz selten eine Lagekorrektur.
Geringfügig. Nicht beeinträchtigend mein gewohntes Wohlfühlen.
Und Zeit.

Hin und wieder eine Ahnung von Unheil.
Veränderung. Unheil. Forderungen.
Störend mein ruhiges Dasein.
Und Zeit.

Merkwürdigerweise im farbenlosen Raum eine Farbe, hin und wieder. Immer die gleiche. Dann wieder ersehntes Dunkel.
Und Zeit.

Es ist mein Reich hier, meine Welt.
Ausreichend. Überschaubar.
Wenig Information. Gut so.
Gelegentlich ein wenig Denken.
Und Zeit.

Die Geräusche im normalen Bereich.
Ganz selten eine Rhythmusstörung, schnell wieder vorbei. Ich bin hier drin wahrscheinlich sicher.
Und Zeit.

Manchmal allerdings -
es scheint, als käme zunehmend Unruhe in meine Welt. Was geht da vor? Ich habe Angst vor lästigen Störungen.
Und Zeit.

Es ist mir gar nicht so recht, daß ich manchmal Informationen umsetzen kann in - Bilder? Ich sehe doch nicht! Aber da sind bedrohliche Bilder!
Und Zeit.

Das häufigste Bild : Eine Gestalt, am oberen Ende mit Gedanken umgeben. Häßlich und kahl dieses Oben, und es denkt an den bestimmten Tag.
Eine Woche.

Irgendwie spüre ich sehe ich - Scharfes.
Werde ich es fühlen? Wahrscheinlich nicht. Aber es wird mein angenehmes Schweben beenden.
Ein Tag.

Schade.
Ich hatte gehofft, daß ich auf ewig einfach nur dasein könnte. Zufrieden im Raum, der Raum zufrieden mit mir.
Jetzt ?

Ich will nicht ! Ich will nicht !!! Es brennt so ! Was ist das in mir ?
Ich will nicht hier sein !

Tips der Apotheken Umschau

Gelesen in der Apotheken Umschau:
"...Tips, wie sie die gute Wochenendlaune in den Job retten"
Das isses! Das braucht man!
Klar, 'nen Job sollte man schon haben. Wer ständig Wochenende hat, braucht jetzt nicht weiterlesen. Der hat ja dann permanent gute Laune. Für den Rest der Bevölkerung, der Arbeit hat, hier aber ein paar dieser Tips herausgegriffen:
 
: : : : : : Sie fühlen sich ausgelaugt und schlapp?
Tanken Sie gleich am Montagmorgen Energie für die neue Woche : Yoga verbindet Atmung und Bewegung mit tiefer geistiger Entspannung und Erholung. Ideal um den neuen Tag willkommen zu heißen : Der Sonnengruß....
: : : Mein Zusatztip : 
Wer zwei Stunden mit Bus und Bahn oder Auto unterwegs sein wird, muß freilich schon um Drei statt um Vier aufstehn. Da ist zwar noch keine Sonne draußen. Aber die Sonne im Herzen will auch mal gegrüßt sein, woll. Wichtig ist der Ort für die Übungen. Nicht direkt im Weg der tätigen Hausfrau, aber erreichbar für sie. So kann sie Zettel mit Fragen in Ihren Schoß werfen und auch die Schultaschen für die Kinder an Ihnen aufhängen, das erleichtert ihr das Packen derselben. Eine Übung - zweien genützt, würde es in der Werbung heißen.
 
: : : : : : Der Gedanke, die ganze Woche in Ihrem Büro zu verbringen, treibt Ihre Laune auf den Nullpunkt...? Bringen Sie Farbe in die Räume, in denen Sie sich täglich acht Stunden oder länger aufhalten. Und schauen Sie am Montag morgen doch einmal im Blumenladen vorbei......
: : : Mein Zusatztip :
Sie müssen natürlich zusehn, daß Sie nicht zu der unbedeutenden Minderheit gehören, die in Werkhallen herumdümpelt oder auf Baugerüsten Bier trinkt etc. pp. Damit kann sich eine Apothekenzeitung nicht auch noch befassen. Also : Büro. Mit der Hände Arbeit Werte schaffen ist eigentlich ohnehin ein bissel aus der Mode in unserem Skandalonien. Ich tu's halt trotzdem noch, aus nostalgischen Gründen und weils irgendwie Gewohnheit geworden ist. Wegen dem lächerlichen Gehalt jedenfalls nicht.
Und was die Blümchen betrifft - wenn ich ehrlich bin - ich habs eigentlich nur noch nicht versucht. Also morgen früh um Halbsechs trommel ich unsere Blumenhändlerin an der Ecke heraus. Ich denke mal, wenn ich ihr das richtig erkläre, wird sie sogar noch ein Stengelchen Grünes dazutun. Und ich bekomme ihr erstes Lächeln des Tages mit auf den Weg.
Wenn meine Kollegen dann meinen geschmückten Werktisch sehen, werden natürlich Worte wie "Schwuchtel" oder "Schwuli" oder Ähnliches fallen. Aber der mental Gesündere werde ich sein - dank Blumen!
 
: : : : : : Sie haben absolut keine Lust auf den Job?
Wenn Sie mit den Gedanken immernoch beim Wochenendtrip in den Bergen sind, machen sie sich einmal die positiven Seiten Ihres Jobs klar : Zum Arbeitsbeginn sozialer Austausch mit Kollegen, Anerkennung für Ihre Fähigkeiten, Zeigen Ihrer finanziellen Unabhängigkeit, die Ihnen Ihr Wochenendvergnügen erst ermöglicht.
Ihnen fällt beim besten Willen nichts Erfreuliches ein? Dann sollten Sie erwägen, den Job zu wechseln....
Mein Zusatztip :
Wenn Sie also den sozialen Austausch mit Kollegen pflegen, wie lockere Gesprächsrunden, erholsames Kaffeetrinken usw., kann es sein, daß Sie einen unverständigen Chef haben. Soll ja vorkommen. Haben Sie daher immer die o.g. Apothenumschau dabei, aufgefaltet mit der entspr. Seite. Nach einem kurzen flüchtigen Überfliegen des Artikels wird er aufgeschlossener sein. Mild und sanft wird er Ihre Gedanken vom Wochenendtrip weg auf die Arbeit hin lenken. Anerkennung Ihrer Fähigkeiten könnte sich als Folge ebenfalls einstellen.
Zugegeben, den Job wechseln ist nicht so einfach. In meinem Fall haben sich unverständlicherweise um mein Nest herum nicht genug Elektronikbuden angesiedelt. Muß ich beim Wechsel halt 'ne Fahrt von zwei-drei Stunden einplanen. Ist ja offiziel "zumutbar". Hab ich freilich weniger Zeit für meine Kinder. Ich muß eben nur drauf achten, daß ich wieder in etwa so wie jetzt das halbe Gehalt davon bekomme, wie ich es z.B. in Bayern bekommen würde. Ist nur wegen der finanziellen Unabhängigkeit, von was auch immer.
 
Ja, die Apothekenumschau ist schon einen Blick wert. Am besten in ruhiger, abgeschiedener, sitzender Position. Mit anschließender Verwertung.

Mein Tagebuch

Ich muß das nun einmal sagen: Ich bin erschüttert, wie lax heutigentags im Zeitalter der Biografien und Memoiren das Thema Tagebuch angegangen wird. Es muß doch bei Allem erstmal für ein Mindestmaß an Organi­sation gesorgt werden.

Das fängt schon mit der Größe an. Mein Tage­buch hat die Maße 32 x 48 cm. Es braucht dadurch nur 1200 Seiten stark sein. Selbstverständlich mit Harteinband und Lederüberzug. Viele Leute machen den Fehler und nehmen A5-formatige sogenannte "Poesiealben". Wundern sich dann aber beim 34., daß sie preislich keine Vorteile erwirt­schaften konnten.
Als Erstes habe ich dann auf vier Seiten ein sorgfältig formuliertes Teiltestament bezüglich der Verwendung nach meinem Ableben eingetragen.

Einige der Punkte sind z.B.
- Mindestjahresumsatz des Verlages, der sich um die Veröffentlichung bewirbt.
- Veröffentlichung nur, wenn neben der Volks­ausgabe eine limitierte Schmuckausgabe von 120 Stück erfolgt.
- von mir rot unterstrichene Passagen müssen von einem Lektor in Anwesenheit eines vereidigten Notars herausgenommen werden.
- Das Tagebuch darf nicht in Bahnhofsbuch­handlungen etc. angeboten werden.

Somit ist gesichert, daß dem Buch, will sagen, meinen durchgängig als hilfreiche Beispiele aufzufassenden Eintragungen die angemes­sene Aufmerksamkeit gewidmet wird. Ich kann das von hier oben nicht überwachen, bin aber sicher, daß das wie gedacht funktioniert. Auch wenn ich nur die ersten 52 Seiten nutzen konnte, sollte sich kein Verlag den Texten verschließen können. Schon weil ich natürlich auch 14 andere Verlage informiert habe. Der übliche Futterneid sollte das Nötige bewirken.

Nach widerrechtlichem Lesen der besagten 52 Seiten hat mir meine Frau das Buch zwar weinend, aber in heimtückischer Weise auf den Kopf geschlagen und anschließend in den Kamin geworfen. Ihre Absicht, die Veröffent­lichung zu unterbinden, wird selbst­redend trotzdem nicht aufgehen.
Das von mir ebenso sorgfältig geführte Parallel­exemplar wird nach der vereinbarten Frist von meiner Bank aus dem Schließfach genommen und in die Hände meines Freundes gelegt. Er ist über meinen Veröffent­lichungswunsch orientiert.

Durch den Wurf in den Kamin hat sich meine Frau letztlich nur selbst geschadet. Mir ist zwar jede Rachsucht fern, aber nach dem Prinzip Strafe muß gewährleistet sein, hatte ich nämlich sicher­heitshalber unter den Lederbezügen vorn und hinten sowie im Buchrücken einen Hunderterpack echte Zelluloidlineale verteilt. Nun ja, da meine Frau ohnehin wegen jeder Kleinigkeit zu ihrer Mutter gerannt ist, wird sie den Verlust der Wohnung wahrscheinlich leicht verschmerzen.

Ich kann mir hier oben nun in aller Ruhe ein kleines Vergnügen gestatten. Indem ich auf allen Schritten und Wegen meiner Frau außerhalb öffentlicher Gebäude eine kleine, aber ergiebige Regenwolke positioniere, halte ich die Erinnerung an ihre frevelhafte Tat in ihr wach. Daß ihre Lebenshal­tungskosten aufgrund permanenter Beschädigung der von ihr geliebten Dauerwellen ansteigen werden, ist ein Nebeneffekt, auf den ich keine Rücksicht nehmen kann. Ein wenig aufpassen muß ich, wenn mein Freund in ihrer Nähe weilt und sich etwas um sie kümmert. Meinem langjährigen, treuen Gefährten möchte ich keinen Harm zufügen.

Literaten

...nun schwebte aber da ein Planet im All. Sanft liebkost von den feinen Fäden der Zeit. Doch gab es Zeichen, daß nicht von Dauer sein würde der convenierende Zustand.
 
So kam der Tag, da die Fäden sich ballten zum Tornado. Und mit eins ward erfaßt der Planet und gewirbelt, daß Gott erbarm. Und mannigfaltiges anderes Material aus den Weiten des Alls und Losgerissenes von ihm selbst wirbelte herum desgleichen. Blieb also nicht aus, daß geschliffen wurde am Planeten, geraspelt gar mit diesen groben Stoffen. Allem voran mit kristallisiertem Atem des Publikums, lose gekittet durch gesunden Menschenverstand und gesicherten Erfah­rungen, was dem Menschen nützlich sei auf seinen Wegen.
 
Waren da aber Einige auf dem Planeten, dem arg geplagten, die nahmen nicht hin das Verhängnis, im Nämlichen ihren damit verbundenen Untergang. Erkannten, daß nur eines blieb : Zu bilden eine Kapsel, geschützt von einer Schale, dimanthart und doch lederzäh. Und sollte im Inneren ein System sein, das sich selbst erhielt durch ständiges Geben und Nehmen. Ermöglichend so Bewegung, doch ohne Reibung, Aktivität, doch ohne Verausgabung, Illumination, doch ohne Lichtabgabe. Kurz - das Perpetuum mobile. Hielten dieses dann am Leben durch schlichtes Leugnen seiner Unmöglichkeit.
 
Wird dann in einer Million und vierundsiebzig Tagen der Tornado der Zeit an Kraft verlieren.
Wird dann mit dessen letztem Hauch die Kapsel sich herniedersenken zur Oberfläche des Planeten.
Wird dann sich öffnen zur Welt die Kapsel und heraus werden treten die Klugen, die sich da nennen Literaten, Literaturexperten, Literaturkritiker und Sonstige, die es schafften, zur rechten Zeit ein "Litera..." voranzustellen ihrer Tätigkeit.

So ist es vorausbestimmt.


Doch nicht bis ins Letzte, was ja nicht möglich ist durch Unwägbarkeiten im Strom der Zeit. So könnte es auch sein, daß die Emsigen beschließen, auch fürderhin zu bleiben, wo es ihnen wohl zumute ist - in ihrer Kapsel, gleich einem warmen Neste mit allen Eigenschaften eines solchen.